Das therapeutische Arbeit mit Ego-States - TSM
Was ist das TSM?
Das Therapeutic Spiral Model ist eine klinisch modifizierte Variante der Therapiemethode Psychodrama. Es wurde für die Arbeit mit Trauma entwickelt und bietet einen sicheren Raum für die Arbeit mit Traumathemen.
Das TSM wurde vor mehr als 20 Jahren von erfahrenen Psychodrama Therapeuten ins Leben gerufen und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Es verbindet die Erkenntnisse der Ego-State Theorie und der Trauma-Gehirnforschung mit dem Psychodrama zu einem Model, das eine sichere, strukturierte und tiefe Arbeit mit traumatischen Erfahrungen ermöglicht.
Es gibt eine Abfolge von aufeinander aufbauenden Schritten, die einem Menschen helfen, die belastende Dynamik traumatischer Erlebnisse zu verarbeiten.
Wie erklärt das TSM, was bei einem Trauma passiert?
Die Auswirkungen von Trauma können mithilfe verschiedener Konzepte erklärt werden. Einige Traumatherapie-Verfahren konzentieren sich beispielsweise auf die neurobiologischen Veränderungen im Gehirn (EMDR, Brainspotting), andere auf die im Körper- und Nervensystem eingefrorene Energie (Somatic Experiencing).
Das Therapeutic Spiral Model erklärt anhand der Rollentheorie (Ego-States), wie Trauma zu spezifischen Veränderungen in der Persönlichkeits-Struktur eines Menschen führt.
Die Rollentheorie ganz allgemein beschreibt, wie sich unsere Persönlichkeit aus verschiedenen inneren Anteilen, sog. Rollen, zusammensetzt. Je nach Situation handeln und fühlen wir aus einer bestimmten Rolle heraus und geben dieser unsere individuelle Färbung. Beispiele für Rollen sind etwa Partner/in, Freund/in, Vater/Mutter, Angestellter, Chef usw. In jeder Rolle haben wir bestimmte Erwartungen, Gefühle und Gedanken. In diesem Zusammenhang ist eine Rolle also nicht etwas "Gespieltes", sondern ein therapeutischer Fachbegriff, der die unterschiedlichen Anteile unserer Persönlichkeit beschreibt.
Wenn ein Mensch von einem Erlebnis traumatisiert wird, bleiben unterschiedliche Gefühle, Gedanken und Erwartungen in ihm stecken und frieren ein. Diese beeinflussen dann mehr oder weniger stark sein Leben. Um diesen Vorgang greifbar zu machen, hat das TSM vier spezifische Rollen benannt, die sich in seiner Persönlichkeitsstrukur bilden und die bestimmte Aspekte der eingefrorenen Gefühle, Gedanken und Erwartungen zusammenfassen.
Das verwundete Kind bzw. der verwundete Erwachsene ist derjenige innere Anteil, der die ursprüngliche Angst, Hilflosigkeit und Verzweiflung fühlt. Dies sind diejenigen Gefühle und körperlichen Empfindungen, die ein Mensch als Opfer einer überwältigenden Erfahrung natürlicherweise entwickelt.
Die Abwehrrollen haben um diesen Anteil herum eine Art Schutzwall gebildet, der die Intensität dieser Gefühle von dem Bewußtsein etwas fernhält und es so beschützt. Zu den Abwehrrollen können u.a. emotionale Taubheit, Dissoziation, Depression, Workaholic, Co-Abhängigkeit, Helfer-Syndrom, People-Pleaser und viele andere Phänomene gezählt werden.
Im TSM werden alle diese Abwehrmechanismen wertgeschätzt, weil sie es dem Menschen überhaupt erst ermöglicht haben, eine überwältigende Situation zu überleben bzw. danach weiter in seinem Leben voran zu schreiten.
Die wegschauende Instanz ist derjenige innere Anteil, der fühlt, wie er im Moment der Bedrohung allein gelassen worden ist. Niemand kam zur Hilfe und hat Schutz angeboten. Alle, die hätten helfen können (Eltern, Nachbarn, Lehrer usw.) sind nicht aktiv geworden. Dadurch entsteht das Gefühl, es nicht wert zu sein, dass man Hilfe bekommt. Die wegschauende Instanz kann sich dann im weiteren Leben in Form von einem beschädigten Selbstwertgefühl und einer kaum vorhandenen Selbstfürsorge zeigen.
Der internalisierte Täter ist derjenige innere Anteil, der die Gewalt des damaligen Ereignisses fühlt. Er kann sich in Form von Selbsthass, übermäßiger Selbstkritik und dem Drang, sich selbst oder andere schädigen zu wollen zeigen. Die Gewalt, die damals von einem anderen Menschen ausging, wird also verinnerlicht und nun als die eigene erlebt.
Diese vier inneren Anteile sind in der Vergangenheit "stecken geblieben" und für sie findet das damals Erlebte weiterhin statt. Deshalb passiert es Menschen mit einer Traumavergangenheit leicht, dass sie aus einer gesunden, erwachsenen Rolle (beispielsweise liebevoller Ehemann/Ehefrau) in eine dieser trauma-basierten Rollen rutschen. Dann erleben sie die mit der jeweiligen Rolle verbundenen Gefühle wie etwa Hilflosigkeit, emotionale Taubheit oder geringer Selbstwert.